Während 100 Jahren ein wichtiger Teil des Dorflebens

Bürgernutzen Boswiler Torf

Der Begriff «Bünzersee» ist nicht mehr geläufig, obwohl er am Anfang eines besonderen Reichtums in und um Boswil stand: Brenntorf aus dem «Fohrenmoos»

In der Absicht, Landwirtschaftsland zu gewinnen entwässerte die zweite Bünzkorrektur nach 1918 das Hochmoor des ehemaligen Bünzersees. Die mächtige Torfschicht begann zu trocknen. Während des ersten Weltkriegs war Brennstoff in der Schweiz ein knappes Gut geworden.

In den Jahren davor war die Bevölkerung stark gewachsen. Das eidgenössische Forstgesetz von 1876 setzte der Nutzung der Wälder deutliche Grenzen. Brennbaren Torf als «Bürgernutzen» abzugeben war naheliegend. Ein zweites Hochmoor, das «Feldenmoos» oberhalb Boswil ist heute eine unter Naturschutz stehende Wald-Weiherlandschaft. Der dortige Torfmullabbau wurde in den 1950er Jahren eingestellt.

Die als Leihgabe des Kulturvereins Boswil zur Verfügung gestellte Ausstellung berichtet nicht nur von «Toorbe» und «Gösel». Während fast 100 Jahren fand ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens in Boswil Im «Fohren» statt.

Die Verlandung des «Bünzersee»

Hochmoore sind verlandete, ehemalige stehende Gewässer. Der «Bünzersee» entstand nach dem Rückzug des Reussgletschers, 14‘000 bis 8‘000 Jahre vor Christi. Die Wassertiefe wird mit 3 bis 4m angegeben. Das flache Gewässer muss fischreich gewesen sein. Im Verlauf des Torfabbaus sind immer wieder Werkzeuge gefunden worden, die von den fischenden Ureinwohnern benutzt wurden. Der flache See verlandete verhältnismässig bald (ca. 6‘000 Jahre), das Fohrenmoos entstand.

Torf besteht aus zersetzten Pflanzen. Im sauren Medium des verlandenden Sees («altes» Seewasser) dauert die Verwandlung von Pflanzen zu Torf sehr lange, der Zuwachs beträgt ca. 1 Millimeter pro Jahr.

Feldenmoos

Gleiche Vorgänge führten zur Bildung des «Feldenmoos»: Humus bildet sich schneller. Auf stillgelegten, der Natur überlassenen Flugplätzen des 2. Weltkriegs in England wurden 2 bis 5 mm/Jahr nachgewiesen.

Als Einleitung sollen hier zwei Zitate aus der bemerkenswerten Abschlussarbeit von Silvan Heer, 4. Sek. Boswil dienen. Er schrieb 2011 über die Geschichte des «Feldenmoos»:

Schon 1785 «hatten Forstexperten der Standesherren von Zürich und Bern den Boswilern geraten, durch Entwässerung (Gräben) ihre Moorgebiete zu entsumpfen, «dann wäre ein schöner Föhrenwald zu erwarten». Sie orteten gutes Torfland, bis auf drei Stich (1.50m) im Fohrenmoos und 3 bis 5 m tief im Feldenmoos. Im »Project einer Holz-Ordnung für die Unteren Freien Aemter« sollten die eidgenössischen Herren «die Nutzung des Torf-Landes und dadurch die Einführung des Torfes als Brennmaterial vorantreiben und propagieren».1)

Dazu kam es allerdings nicht mehr. 1798 war die alte Eidgenossenschaft – nach dem Einmarsch der französischen Truppen – am Ende.

Die Nutzung der Boswiler Gemeindemöser zur Torfausbeute ist seit 1785 denkbar, erstmals schriftlich erwähnt wird sie im Jahre 1806. Die frühste Torfgewinnung erfolgte im «Fohrenmoos». Wenn der Torfgrund genügend trocken war, steckten die Gemeindebeamten auf jeden Gerechtigkeitsanteil – falls der Besitzer überhaupt Anspruch stellte – einen sogenannten »Kopf«, ein Quadrat mit je einer Seitenlänge von 1.50 m ab.

Der von den Berechtigten eigenhändig auszuführende Abbau erbrachte, je nach brauchbarer Tiefe, gegen 3 Fuder Torf, die kurz vor den ersten feuchten Herbstnächten heimgefahren wurden. Seit 1818 wurden Nummern gezogen, um die Gemeindebeamten von den häufigen Vorwürfen parteilicher Zuteilung (zu entlasten). (Wenn weniger) landwirtschaftliche Arbeiten ausgeübt wurden, zogen jeweils ganze Scharen gleichzeitig mit ihren Schubkarren zum Verlegen der »Stöckli« ins Moos, was sicher das Dorfleben gefördert und neben harter Arbeit auch viel zur erholsamen Gemütlichkeit beigetragen hat. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bahnte sich eine bedeutende Wandlung in der Nutzungsweise der Moore an. Gegen ein Drittel der Torfbestände war nun bereits abgebaut und, trotz wiederholter Mahnungen und Strafen, bis auf die Sohlen abgenutzt worden.

Im Feldenmoos wurde der Torfabbau im Verlauf der 1950er Jahre eingestellt. Während den Weltkriegen, in Zeiten des grössten Torfbedarfs war auch dort Brenntorf gestochen worden. Der Abtransport über die steile Naturstrasse, hinunter ins Dorf Boswil, wird als «sehr beschwerlich» beschrieben. In der Nachkriegszeit gingen im Feldenmoos mehrheitlich «Güsler» zu Werke. Ihr Produkt – loser Trockentorf – fand als Bodenverbesserer reissenden Absatz in gewerblichen Gärtnereien, Baumschulen, aber auch in Privatgärten. Das Feldenmoos ist heute ein schweizweit bekanntes Naturschutzgebiet. Drei im Wald angelegte, fischreiche Weiher ziehen Erholungssuchende von weither an.

Fohren

Der «Bünzersee», bzw. das «Fohrenmoos», bedeckte Gebiete in den heutigen Gemeinden Boswil, Bünzen, Besenbüren, Althäusern mit einer Torfschicht von 3 – 5 m. bis zur ersten Bünzkorrektur in den Jahren 1863-1879 war die «Bünz» ein flaches, mäandrierendes Gewässer ohne viel Gefälle). Wasserfassungen wurden von wiederkehrenden Überschwemmungen verschmutzt. Von Frühling bis Herbst herrschten Mückenplagen ohne Ende. Das eigentliche Ziel der Bachkorrektur, eine gründliche Entwässerung des Hochmoores, wurde allerdings nicht erreicht. Der Torfabbau geriet wegen des hohen Grundwasserstandes ins Stocken. Nur an wenigen Stellen konnte bis auf den Grund abgebaut werden. 1941-1956 wurde der Bach in einer zweiten Bünzkorrektur um 1.5 m abgesenkt, damit das neu gewonnene Terrain entwässert und damit landwirtschaftlich genutzt werden konnte.

Torfabbau

Aus dem zugeteilte Bürgernutzen (1 «Kopf»/Ortsbürger3) wurden mit dem Torfmesser Briketts gestochen, 30cm lang und 10 bis 12 cm breit. Aus dem Stich geworfen, wurden sie mit «Bäären» (Schubkarren) an eine Stelle geführt, wo man sie zum trocknen auslegen konnte. Wenn sie eine erste Festigkeit erreicht hatten, wurden damit «Torbestöckli» (luftige Beigen) errichtet. Im Herbst wurden die Briketts lufttrocken heimgeführt, wo sie als Brennstoff für Küche und Wohnung dienten.

Torf muss Kohle ersetzen

Mit Beginn des 1. Weltkriegs im August 1914 wurden Steinkohlelieferungen aus dem Ausland immer rarer. Eine schwierige Lage für die ordentliche Energieversorgung sowohl der Industrie, Eisenbahn als besonders auch der Wohnbevölkerung bahnte sich an. 1917 wurde Kohle rationiert.

Die Ausbeutung von Brenntorf aus schweizerischen Hochmooren war nach 1890 zwar gestiegen, lag aber weiterhin vornehmlich in den Händen von Landwirten, die Torfgewinnung im Nebenerwerb betrieben. Der gestiegenen Nachfrage konnte daher nur schwerlich begegnet werden. Nach der Gründung einer «Schweizerischen Torfgenossenschaft» kam es ab 1917 zu zahlreichen Neugründungen spezialisierter Unternehmen. Viele von denen gingen allerdings bereits 1920 in Konkurs 4).

«Schweizerische Torfgenossenschaft» 1917-1920

Die S.T.G. wurde 1917 in der Absicht gegründet, einerseits der Schweizer Bevölkerung und andererseits Gewerbe und Industrie genügend brennbare Energie zur Verfügung stellen zu können. Sowohl ihre Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte als auch ihr Untergang sind von Erscheinungsbildern begleitet, die in der Eidgenossenschaft während Krisen immer wieder anzutreffen sind. Die vom EVD (Eidg. Volkswirtschaftsdepartement, BR Schulthess) verfasste Einladung zur Gründungsversammlung enthielt den Abdruck eines Grundsatzreferats von Dr. Theophil Schmidlin aus Hochdorf

Der Vortrag von Dr. Schmidlin besagte auch, dass der monatliche Bedarf an Importkohle 280‘000 T ausmachte, die Lieferungen jedoch mit jedem Kriegsjahr kleiner wurden. Die Gründung der STG kam im April 1917 zustande. Damit war die Brennstoffversorgung der Schweiz Bundessache geworden. Der Plan der Initianten war zweiteilig: a) Mobilisierung einheimisch verfügbarer Brennstoffe; b) korrekte (gerechte) Verteilung an die Empfänger.

In einer 1923, 3 Jahre nach dem Untergang der STG verfassten, umfangreichen Arbeit stellt Dr. H. Schmidlin fest, dass bereits bei der Gründung «der Wurm drin» war5). Zur Gründungsversammlung waren 10 Kantone eingeladen, in denen Torfvorkommen bereits bewirtschaftet wurden. Als Interessierte wurden mehr als 70 Grossverbraucher wie Eisenbahnen, Cementwerke, Bierbrauereien, Gaswerke etc. eingeladen. Keine Torfproduzenten! Zwar waren unter den zitierten Eingeladenen auch Betriebe, die sich bereits an Torfausbeutungen beteiligten oder Anteile gesichert hatten (86 Industrieunternehmungen aus der ganzen Schweiz).
Für die Torfausbeutung im «Bünzermoos» – «Fohrenmoos» berichtet Schmidlin von

  • Bally C.F., Schönenwerd (Torffeld bei Boswil)
  • Bierbrauerei Uetliberg, Zürich (Torffelder bei Rifferswil und bei Boswil)
  • Bischoff & Knochenhauer, Aarau
  • (Handstichausbeute bei Müswangen)
  • Gaswerk Winterthur (Torffeld bei Irgenhausen und Boswil)
  • Keusch E., Boswil
  • Keusch B., Boswil
  • Meyer August, Birri
  • Huldi Paul, Architekt, Zürich
  • Maschinentorfausbeute bei Aristau
  • Walther & Co. Torfindustrie Boswil (gegründet am 17.3.1919
  • (Kollektivgesellschaft); Zweck: Maschinelle Torfausbeutung bei Boswil
  • Lüthy & Bruggisser, Wohlen (gegr. 1920)
  • Torfindustrie Bünzen, Sieg. Meyer, Bünzen (Handstich bei Bünzen)

Unschwer ist festzustellen, dass diese Liste alles andere als vollständig sei. Noch waren viele Torfproduzenten Selbstversorger (Bürgernutzen). Die starke Nachfrage jedoch war auch ihnen nicht verborgen geblieben, ein gutes Geschäft schien sich anzubahnen, das mit Dritten zu teilen nicht im Sinn der «Törbeler» war. So traten viele Kleinunternehmer auch dem später gegründeten Verband schweizerischer Torfwerke und kantonalen Torfproduzentenverbänden nicht bei. Sie verzichteten damit u.a. auf Erfahrungsaustausch, Beratungen beim Einrichten von Ausbeutungsstellen, Unterstützung bei Preisverhandlungen für Ausbeutungsrechte, oder auch auf Rechtshilfe im Fall von Streitigkeiten mit Brennstoffhändlern. Für diese Dienstleistungen wären Jahresbeiträge fällig geworden.

Qualitätsstufen

Weil die STG vor allem eine Vereinigung der Torfkäufer war, erstaunt es wenig, dass sich die Genossenschaft mit Handelsusanzen beschäftigte und diesbezüglich einige bürokratische Spitzenleistungen schaffte. Ein grosses Problem war die feuchte Witterung der Jahre 1917, 1918. Viel Brenntorf wurde mit mehr als 40% Feuchtigkeit abgeliefert, weil besonders im Handstich, obwohl vor dem 1. August ausgehobenen Briketts nicht genügend trocknen konnten. Ausserdem war die Nachfrage so gross, dass noch im Spätsommer gestochener Torf angeboten werden konnte. Folglich wurden zwischen «Nasstorf» und «Trockentorf» unterschieden. «Sehr trockener Torf» - mit weniger als 42% Feuchtigkeit - durfte nur verkauft werden, wenn ein entsprechendes Zertifikat des EDV vorlag. Ein anderes Qualitätsmerkmal war der Aschegehalt, der – je nach Herkunft – erheblich schwankte, im Mittel zwischen 42% und 48%.

Tonnen und Ster

«leichte Ware» bis 220kg/Ster
«Mittlere Ware» 220-350kg/Ster
«Schwere Ware» über 350kg/Ster

In nassen Jahren verschoben sich diese Werte nach oben. Sehr zum Aerger der Endverbraucher und – vermutlich auch der Kaminfeger!?) Maschinentorf war dichter und wurde 1919 im Grosshandel mit Fr. 80.- Tonne verkauft; Handstichtorf für Fr. 15.– bis 30.–.

Die Detailhandelspreise wurden auf der Basis «franko BrikettKeller» verhandelt: Maschinentorf Fr. 90.– bis Fr. 145.–.

Verschleiss

Die Brennstoffhändler verlangten verhältnismässig hohe Margen. Diese hatten mit massiven Bröckelverlusten zu tun, die beim Warenumschlag entstanden. Besonders trockener, handgestochener Torf zerfiel leicht. Bei jeder Manipulation erhöhte sich die «Verschleissspanne». Insbesondere Eisenbahnlieferungen waren dem Phänomen unterworfen. Die nach oben offenen Wagons mussten daher mit Blachen gedeckt werden, um die Verluste möglichst klein zu halten. In den Jahren 1917 – 1919 waren nicht genügend Blachen vorhanden. Verfügbare Abdeckungen wurden für den Transport von Handtorf reserviert. Der festere Maschinentorf reiste ungeschützt.

Fatales Jahr 1920

1919 herrschten gute Witterungsbedingungen. Infolge der überzeugend guten Qualität wurden im Herbst – alles Bisherige übertreffende – Bestellungen für das Folgejahr eingereicht. 1920 wurde die Marke von über 305‘000 Tonnen Brenntorf übertroffen.

Wie nachstehendes Zitat zeigt, mit bösen Auswirkungen auf die Produzenten.

«Die schweizerischen (Kohle-) Einfuhren nahmen Ende Jahres bei rapid sinkenden Einstandspreisen rasch zu und setzten sich 1921 in solchem Masse fort, dass sich die Kohleknappheit der Jahren 1916 - 1920 in einen drückenden Kohlenreichtum verwandelte.» 1917 stand der Preis für eine Tonne Saarkohle bei Fr. 234.-; im April 1921 lag er bei Fr. 67.-. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass nach der guten, sehr trockenen Ernte des Jahres 1919, die bereits vor dem 1. August verkauft war, sehr grosse Bestellungen für 1920 gemacht worden waren. Die in der ersten Jahreshälfte gestochene Rekordmenge konnte im Herbst – angesichts der äusserst tiefen Kohlepreise – nicht mehr verkauft werden. Niedrige Preise – und die harte Schweizer Währung - bedeuteten schlechte Zeiten für Torfbetriebe.

Erhebungen der STG: «... auf ein tiefes Niveau von kaum mehr 20‘000 T Trockentorf»9).

Torfabbau im «Fohrenmoos»

Das Hochmoor, mit einer Mächtigkeit von bis zu 5m und einer Ausdehnung von ca. 250ha verwertbarer Fläche reihte sich unter den ganz grossen der Schweiz ein. Während des 1. Weltkriegs wurden sehr grosse Mengen Torf abgebaut. Täglich verliessen Torfzüge die Bahnhöfe von Muri und Boswil-Bünzen, Bis zu 26 Torfunternehmungen waren am Werk. Daneben arbeiteten die Einheimischen, Ortsbürger, an ihrem «Kopf». Gegebenenfalls wurden, über den Eigenverbrauch hinaus, weitere Köpfe zugekauft. Brenntorf verkaufte sich sehr gut. Zu Beginn der Neuerschliessung von Stichen mussten tragfähige Prügelwege gelegt werden, damit der Torf abtransportiert werden konnte.

Lakonisch zitiert R. Brun, dass die Torfunternehmer ihren erwachenen Arbeitern einen Stundenlohn von Fr. –.80 bis Fr. 1.50 ausbezahlten. Jugendliche erhielten für Schwerstarbeit Fr. –.50.

Zwischenkriegszeit, erneut grosser Bedarf

Nach dem «Schock» von 1920 verringerte sich das Interesse an industriellem Torfabbau deutlich. Es kam zu zahlreichen Handänderungen aus Konkursen. Auf abgebauten Torfgebieten der Gemeinde Aristau wurde die «Arbeitskolonie Muri-Moos» errichtet. Die Urbar sierung der frei gewordenen Flächen verlangte weiterhin nach Arbeitskräften. Pfarrer Holliger gründete 1926 einen Verein mit dem Ziel, arbeitslos gewordenen Männern im Muri-Moos eine Bleibe zu verschaffen und die Wiedereingliederung zu ermöglichen12). Ab 1933 waren auf dem Gelände der ehemaligen «Aargauischen Torfgesellschaft AG» in Muri-Moos Barackenunterkünfte und die ehemaligen Torfscheune bezugsbereit. Torfabbau betrieben v.a. Ortsbürger zur Selbstversorgung. Treuen Kunden wurden Briketts per Lastwagen, aber auch Traktor ins Haus geliefert.

1942 begann die Nachfrage nach Brenntorf erneut zu steigen. Der Krieg, der rund um die Schweiz tobte, störte die Einfuhr von Kohle und Oel. Erneut verbrachten viele Einwohner, nicht nur von Boswil, ihre gesamte Freizeit und mehr in den Fohren. Angesichts der immensen Arbeit mit Stechen, Auslegen, Böckeln, usw. musste Hand- in-Hand gearbeitet werden. Zeitzeugen berichten davon, dass die schwere, körperliche Arbeit Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder einander näher kommen liess als je zuvor. Es müssen weitgehend auch fröhliche Zeiten gewesen sein, denen Nässe, und oft auch Staub nicht viel anhaben konnten. Berichte über damals respektable Getränkevorräte in «Forrenhütten» halten sich hartnäckig.

Im Muri-Moos wurden Internierten- und Flüchtlingslager eingerichtet, die ebenfalls von der Arbeitskolonie aus betreut und verwaltet wurden. Immigranten aus Deutschland und Oesterreich berichten über ihren Aufenthalt im Murimoos von Schwerarbeit bei der Torfgewinnung.

Wieder wurden in Muri mit Torf beladene Eisenbahnzüge abgefertigt.

Der Anfang vom Ende

Nach 1945 reduzierte sich die Brenntorfgewinnung verhältnismässig schnell auf das Vorkriegsniveau. Neubauten erhielten bequeme, staubfreie Oelheizungen. Bestehende Feuerungen wurden vorzugsweise wieder mit Brennholz betrieben. Fallholz aus den umliegenden Wäldern war sehr begehrt. Bei allem Aufwand war es dennoch sauberer, einfacher in der Handhabung als «Torbe». Auf den noch bestehenden Torffeldern wurde nunmehr eifrig «Güsel» gewonnen. Die grossen Torfgesellschaften gaben ihr Geschäft auf. Bis zum definitiven Ende von 1979 bemühten sich v.a. Partikuläre und Kleingewerbe, auf jährlich neu vergebenen «Köpfen» Torfmull abbauen zu können. Die Zeitung LNN vom 26. März 1963 schreibt von 4 professionellen Güslern und zwei Dutzend Bauern und Arbeiter, welche ihre an der im Winter abgehaltenen «Gant» Köpfe im Feldenmoos ersteigert hatten. Ab dem 1. März nahmen sie jeweils ihre Arbeit als «Güsler» auf, um Torfmull zu verkaufen.